Geschichte

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Kaum ein anderer Ausrüstungsgegenstand der Schweizer Armee stand wie das Ordonnanzrad von 1905 während rund 90 Jahren fast unverändert bei der Truppe im aktiven Einsatz. Es wurde erst im Jahr 1993 durch das Fahrrad 93 abgelöst.

Wie die Kavallerie waren auch die Radfahrer in der Schweizer Armee eine „verschworene“ Truppe mit besonderem Korpsgeist. Die Radfahrer waren stolz auf ihre für den Dienst notwendige körperliche Fitness, auf ihren Durchhaltewillen und schliesslich auch auf ihre zum Teil besondere Ausrüstung. Im Jahr 1891 offiziell eingeführt, wurden die Radfahrer als Truppengattung im Jahr 2003 mit der Reform der Armee XXI abgeschafft.

Bei Tag waren die Radfahrer über Distanzen bis 25 km schneller einsatzbereit als jede andere Truppengattung. Bei Nacht „ohne Lärm und ohne Licht“ kam noch das Überraschungsmoment dazu.

Anfängliche Antipathie der Berittene gegenüber den Radfahrern
Die Verwendung von Radfahrern zu militärischen Zwecke in der Schweiz ist auf Oberstdivisionär Pfyffer zurückzuführen. 1888 machte er in der 8. Division seine ersten Versuche Die – in Zivil gekleideten – Radfahrer fungierten als schnelle und billige Meldefahrer für Organe des Verbindungs- und Meldedienstes in den Manövern zwischen den grossen Kommandoposten.

„Die Berittenen konnten die Radfahrer ebenso wenig leiden wie die Pferde und sie freuten sich, sobald ein Radler im Strassengraben lag. Trotz solcher anfänglicher Antipathie wurden die Versuche fortgesetzt.

1890 gelang anlässlich der Manöver in denen Freiwillige als Radfahrer ausgewählt wurden, der Durchbruch. Die durch sie geleisteten nächtlichen Meldefahrten, und die damit verbundene Schonung von Reitern und Pferden, wurden zunehmend geschätzt. Anerkennung trat an die Stelle von Geringschätzung und Ablehnung Es bekamen anfänglich nur Kavalleristen das Angebot, auf die „Stahlrosse umzusatteln“.

Bundesgesetz betreffend Errichtung von Radfahrerabteilungen vom 19. 11 1891

Anlässlich der Bundesversammlung vom 3. 6 1891 wurde der Gesetzesentwurf zur Schaffung einer Schweizer Radfahrertruppe genehmigt, der Erlass vom 19.12. 1891 publiziert und per 5.4. 1892 in Kraft gesetzt.

Das war der eigentliche Gründungsakt der Radfahrertruppen, die vorerst der Generalstabsabteilung unterstellt waren. Die anfangs sehr kleinen Detachemente, bestehend aus max. 15 Mann, hatten allesamt ihre eigenen Fahrräder für die Dienstleistung zur Verfügung zu stellen.

Erste Radfahrer-RS 1892 in Bern
Die erste „merkwürdige Militär-Velocipedisten-Rekrutenschule“ wurde unter der Leitung von Oberstlieutenant Leupold im Monat August in der Inf Kaserne Bern abgehalten. Der Andrang soll enorm gewesen sein, so dass in vielen Kantonen Auswahlen getroffen werden mussten. Es nahmen total 215 Uof und Sdt aus allen Hauptwaffengattungen daran teil.

Nach der RS wurden die 43 Unteroffiziere und 155 Soldaten in die neuen 29 Radfahrer-Gruppen in den verschiedenen Waffengattungen umgeteilt. Das ganze Radfahrerkorps sollte aus 231 Mann bestehen.

Die 22 Tage lang dauernde RS umfasste Instruktionen, Kartenlesen, Militärorganisation, Dienst bei den Stäben, Soldatenschute, Fahrdienst, Revolverkenntnisse und -schiessen, Fahrradkenntnis

Ausrüstung und Bekleidung
Da die Infanterie-Uniform denkbar ungünstig für diese neue Truppengattung war, wurde sie mit einem einreihigen Rock mit Umlegekragen, einem Radmantel, einer besonderen Fahrhose mit Ledergamaschen, einer Feldmütze (anstelle des Käppi) ausgerüstet. Als Bewaffnung wurde der Revolver Modell 1882 und das Inf Bajonett Modell 1889 eingeführt.


Quelle: Museum im Zeughaus, Sonderausstellung Juni 2008

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